Dienstag, 24. April 2012

traumverloren

Dienstag, 24. April 2012

Nachmittags zwischen Buchenhecken. Das junge helle Grün der fast noch nicht entfalteten Blätter weist mich den kleinen Weg entlang. Die Sonne, in rasch ziehenden Wolken, in einem farbigen und leuchtenden Himmel, gibt eine frühe Wärme. Langsam gehe ich, setze Schritt für Schritt. Es ist das Grün, das mich der Wirklichkeit enthebt für einige Minuten. Hohe Birken am Ende des Weges, auch hier kleine, nicht ganz entfaltete Blätter.

Ich verließ den Weg. Und waren Traum, diese Minuten, war ein: Vergangen, diese Minuten in den Grüns des kleinen Wegs.

Nicht ging ich die Straßen meiner Kindheit, nur wenige Minuten entfernt: zu groß meine Angst vor den Erinnerungen, vor einem Vergleich der Jahre, da ich groß wurde, behütet und voller Lebensfreude, und den Jahren, die jetzt sind, und da ich arm bin, bitter arm, und nicht weiter weiß.

Ich habe keine Kraft, den Alltag zu bewältigen.
Ich gehe Schritt für Schritt. Ich halte inne, kann
nicht weiter. Lesen Sie mich lebendig.

Jan Johan van Velde
Dienstag, 24. April 2012

Samstag, 1. Oktober 2011

gehen

gehen


unsicher gehe ich durch die straßen. Wer bin ich, dies mein fragen. Wer, denn, bin ich. Und ich sage, ich bin der, der
schreibt.

Und ich lebe: am rande des kaum.

Und mag sein, vielleicht darum, dies zweite glas thé, denken Sie nur, so schlecht ging es mir, daß sie da war, diese sehnsucht nach fülle, diese sehnsucht nach einem: es ginge mir gut, aber –

Und ich bin: so verzweifelt in diesen tagen.

Mittags, die grüns vor den deichen, und war ein sagen ein inner sagen, sie haben mich aus meiner heimat vertrieben – zwei taler dreißig heller,
mit den bahnen vor die tore der stadt, und, eigentlich nicht zu bezahlen, mit den geldern, die sie mir geben: sie haben mich aus meiner heimat vertrieben, aus der stadt, in der ich aufwuchs: kann ich die grüns nicht mehr erreichen, bedenken Sie, Leserin, Leser –

Jan Johan van Velde
sonnabend, 1. oktober 2011

Montag, 12. September 2011

und ist gewalt, die auf mir lastet

montag, 12. september 2011

Ich habe keine kraft mehr, Leserin, Leser: ich habe keine kraft mehr. Wie leben. Ein pfirsich, ein kohlrabi, knäcke brot, kamille tee.

Die gesellschaft weist mich ab. Sie kleidet mich nicht, gibt mir nicht zu essen, gibt mir keinerlei möglichkeiten, mein sein zu entwickeln, isoliert mich von meinen mitmenschen.

Mit den geldern, die sie mir geben, helfen sie mir nicht; aber, mit genau diesen geldern, schließen sie mich aus der gesellschaft aus: sie nehmen mir mein sein als ein bürger, sie nehmen mir meine seele. Sie nehmen mir meine biographie, und sie nehmen mir meine zukunft.

Ich kann mich nicht entwickeln, nicht am leben teilnehmen. Die gesellschaft verletzt mich, mit den geldern, die sie mir geben; diese gelder helfen nicht, sie stellen eine grenze her und betonen diese grenze; die gesellschaft verletzt mich an leib und leben.

Wie leben.

Jan Johan van Velde
12. september 2011

Donnerstag, 8. September 2011

gehen

Ach, Luise –

wie allein ich bin, an diesem morgen. Schwierig zu beschreiben,
jenes: ohne bindung in die gesellschaft hinein sein. Und ist
grauen, grauen.

Und mir fehlen die gelder, dies leben zu gestalten in ein: leben.
Und ich gehe um brot. Und die sohlen meiner schuhe, sie werden dünner, da ich gehe. Wie verletzlich ich bin. Ich gehe. Wie leben.

Jan Johan van Velde
8. september 2011

Dienstag, 9. August 2011

wie leben

unter thränen, die ich nicht weinte, zurüke,
und war, einholen

einholen
zwei pfirsiche, zwei tomaten, zwei kohlrabi,
ein fenchel
husten tee
3.35 taler

tags
ein weizen brötchen, 0.30
roggen vollkorn brot, 500 g, 1.70
milch, 500 ml, 0.79

zusammen, 6.14

vitamine, vitamin b12; mag sein, ausreichend
eiweiß, etwa 50g; nicht, etwa 60 g
kilokalorien, etwa, 1400, und nicht,
2000 bis 2500

Jan Johan van Velde
9. august 2011

Samstag, 6. August 2011

( einsamkeit. entwurf )

( einsamkeit. entwurf )


Gewalt, das ist ihr handeln gegen mich, und nicht zu verstehen als: Jan Johan van Velde ist arm –

Die einsamkeit, in die sie mich geben mit den geldern, bestimmt mein leben. Allein lassen sie mich zurück: allein. Das ist ein handeln, das gewalt ist und grausamkeit. Die politische verwaltung dieser gesellschaft verletzt mich an seele und leib.

Allein lassen sie mich zurück: die menschen in dieser stadt, sie wissen nicht von mir. Ich bin soziologisch nicht eingebunden in gruppen dieser gesellschaft. Und, wie denn, zugehen auf die gesellschaft, ohne gelder.

Die politische verwaltung dieser gesellschaft läßt mich allein zurück: gewalt, das ist ihr handeln gegen mich, und nicht zu verstehen als: Jan Johan van Velde ist arm –

Lest mein schreien: gebt mir gruppe, gebt mir soziologische gebundenheit in die gruppe hinein, gebt mir mein leben, gebt mir meine geschichte und meine zukunft: gebt mir das zurück, alles: schließt mich nicht länger aus -

Jan Johan van Velde
sonnabend, 6. august 2011

Mittwoch, 3. August 2011

identität. entwurf

( identität. entwurf )

Unmöglich ist es, ein eigen zu sein, sich zu finden in den kulturen, die diese gesellschaft überliefert hat. Von diesen kulturen schließen sie mich aus. Sie nehmen mir meine Identität, und von mir bleibt nichts als ein: gehen -

Dreihundertvierundsechzig taler, ein almosen, das mich allein läßt und mein sein endet.

Sie schließen mich aus aus der gesellschaft, sie nehmen mir meine geschichte und mein zukünftiges leben. Wie denn, ein eigen sein, mich finden in den kulturen dieser gesellschaft, mit diesen wenigen geldern.

Und, wie, aushalten, diese gewalt, und, auch, wie aushalten diese geste der gewalt, die gegen mich gerichtet ist und die mich erreicht, die ich spüre, jeden tag.

Sie handeln gewalt gegen mich, und, seelische gewalt. Sie löschen mich aus. Sie nehmen mir meine Identität mit ihrem handeln. Mag sein, meine Identität ist, auch, dieser gewalt ausgesetzt zu sein, teil dieser gewalt zu sein die sie handeln gegen mich.

Jan Johan van Velde
3. august 2011

Dienstag, 2. August 2011

schuhe. entwurf

( schuhe. entwurf )

Sie geben kein geld für schuhe, lest doch. Für schuhe geben sie keine gelder, lest. Und ich verstehe nicht. Und ich weiß nicht weiter. Sie geben keine gelder für schuhe, schon für schuhe nicht.

Schon hier, da ich ich gehe, geben sie gelder nicht: sie geben nicht gelder, da ich auf die gesellschaft zugehen möchte.
Auf die gesellschaft zugehen, das ist nicht möglich mit den geldern, die sie geben, bedenken Sie doch. Jede kommunikation, jeder austausch mit der gesellschaft wird unmöglich gemacht schon, da ich gehe.

Ich gehe um roggen brot, und schon für die schuhe, da ich gehe, geben sie keine gelder. Und die absätze dieser schuhe, sie müssen zum schuster, nach einigen wochen, das wissen Sie, Leserin, Leser, mag sein die sohlen, auch: die rauhen pflaster, das gummi der absätze, sohlen, und nach einigen wochen, da ich gehe, weiß ich: die schuhe müssen zum schuhmacher. da ich um roggen brot gehe.

Ich gehe um roggen brot. Wie allein ich bin.

Jan Johan van Velde
2. august 2011
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